Guided Tour in den Süden Limas

Was macht man, wenn man wenig Zeit hat und so viel wie möglich hören und sehen will? Man bucht sich eine geführte Tour. Meine Wahl viel über Tripadvisor auf Travel Buddies.

Zu einem Abriss der Tour in kurz: Um 4:30 Uhr warteten zwei Guides vor der Tür meines Hotels. Wir durchfuhren gegen 6:00 Uhr die Province of Asia und erreichten gegen 7:40 Paracas. Nach einem kleinen Frühstück ging es per Speedboat zu den Ballestas Islands, Dauer des Trips rund zwei Stunden. Danach besuchten wir Ica bzw. Huacacchina, einzige Oase in ganz Amerika. Gegen 11:15 kamen wir am Airport in Pisco an, wo ich mit ein paar anderen Touris einen Blick über die Nasca Linien werfen konnte. Nach dem Flug stoppten wir bei Chincha (erste Province von Ica) um Pisco bzw. Macerado zu probieren. Und alles das, an nur einem Tag. Im Weiteren dann ein paar mehr Details zu den Eindrücken.

Ein Teil der Strecke fuhren wir auf der berühmten Pan Americana. Währenddessen erzählten meine Guides wie man von der Polizei übers Ohr gehauen wird. Polizisten verdienen in Lima mit am wenigsten und versuchen über unlautere Methoden an mehr Geld zu kommen. So kann es passieren, dass man angehalten wird und ein Ticket wegen zu schnellen Fahrens bekommt, obwohl man sich an alle Beschränkungen gehalten hat. Dabei gehen die Beamten sehr gerissen vor. Manche Officer notieren beim Aussteigen aus ihrem Auto das Fahrzeugkennzeichen des angehaltenen Wagens und machen parallel Fotos. Dann werden die Bilder vom Handy auf eine vorgefertigte Website hochgeladen. Diese besagt dann, man wäre bei einer Radarkontrolle oder einem Blitzer viele Kilometer zuvor zu schnell gefahren, was online einen Eintrag erzeugt hätte. Diese Fake Registrierung wird dem Betroffenen dann vor die Nase gehalten, denn ein digitaler Nachweis einer vermeintlichen Ordnungswidrigkeit zieht mehr, als nur leere Worte.
Auch nicht selten kommt es zu Vorwürfen das Auto wäre als gestohlen gemeldet oder der Fahrer ist nicht Fahrzeughalter. Und selbst beim Vorweisen der Autopapiere und der Identifikation durch einen Personalausweis kommt es zu ausgiebigen Diskussionen.
Die Polizisten vermitteln schließlich, dass man gegen ein kleines Taschengeld eine offizielle Meldung und größere Bußgelder vermeiden kann. Unter entsprechendem Vorwand wird man also zum schmieren genötigt. Wer gut im Spanischen und nicht müde der Diskussion ist, der kann solche Situation mit etwas Beharrlichkeit oft abwenden. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass das Schmiergeld um das es geht, oft im Bereich von 10 bis 20 Soles liegt. Das entspricht ungefähr drei bis sechs Euro. Das klingt für einen Europäer nicht viel, ist aber für Peruaner eine Menge Geld, besonders wenn das regelmäßig passiert.

Auf dem Weg nach Paracas fielen mir während es langsam hell wurde unzählige verlassene und zerfallene Häuser, Hütten und Höfe auf. Meine Guides bezeichneten die Personen, die solche Unterkünfte konstruierten als „Invaders“. Hinter den Stadtgrenzen von Lima und außerhalb der kleinen Städte gibt es fast nichts mehr. Keine Vegetation, keine Infrastruktur, lediglich ein paar Straßen. Wasser und Strom sind ebenfalls kaum bis gar nicht vorhanden. Doch gibt es Menschen, die in diese völlige Einöde ziehen. Ich konnte das erst gar nicht glauben, geschweige denn verstehen. Aus welchem Grund ließ man sich im wortwörtlichen Nichts nieder? Es gibt zwei Anlässe dafür. Der eine ist Armut. Alle diejenigen, die in der Stadt nichts erreichen und verdrängt oder ausgesondert werden flüchten. Ohne jede Habe versuchen sie sich im Freiland eine Existenz aufzubauen und Grund und Boden zu sichern. Auch wenn aktuell dort noch keine Versorgung oder Bildung oder Sicherheit vorherrscht, ist die Hoffnung durch das Wachstum der Stadt, irgendwann in der Zukunft ein Teil von ihr zu werden und mit gesichertem Eigentum die Vorzüge eben dieser zu genießen. Es wird in Kauf genommen unter den widrigsten Bedingungen zu leben und stundenlang für etwas Wasser und Nahrung unterwegs zu sein. Natürlich sind Arme Menschen nicht die einzigen, die versuchen sich ein Plätzchen zu sichern. Hotelketten, Höfe, Resorts und viele andere Interessenten wollen genauso ihr Stück vom Kuchen abzubekommen. Bei der schieren Menge an vorhandenen und neu entstehenden inoffiziellen Besetzungen kommen die Behörden nicht hinterher und können zudem oft den Besitzer nicht ausmachen. Da die politischen und juristischen Mühlen Perus sehr langsam arbeiten, werden die illegalen Unerkünfte relativ selten inspiziert und schließlich erst nach Jahren nach der Aufnahme/Feststellung des Falls geschlossen und versiegelt.

Nach einer Unterhaltung über die Komplexität von Sprache und einem gemütlichen Frühstück mit den Peruanern, wurde mir kurz die Route der Bootstour erklärt und ich am Steg für die abgeliefert. Mit rund 40 Leuten fuhren wir vorbei am Candelabro del Paracas, der vor über 2200 Jahren entstanden sein soll. Die folgenden Gewässer gehören zu einem außergewöhnlichen Naturreservat. Humboldtpinguin (Spheniscus humboldti), Guanokormoran (Phalacrocorax bougainvillii), Inkaseeschwalbe (Larosterna inca), Chilepelikan (Pelecanus thagus) und Guanotölpel (Sula variegata) nutzen die felsigen Klippen zu hunderten und tausenden. Während wir der rauen Küstenlinie folgten sammelten sich besonders in den Buchten die Dunkelsturmtaucher (Ardenna grisea). Neben Mähnenrobben und Seebären gibt es hier auch Delfine zu sehen. Zur richtigen Saison kommt sogar ein Buckelwal vorbei.
Tatsächlich sind die Inseln nicht die gesamte Zeit über menschenleer. Die ersten Hinweise dafür finden sich in den auf das Wasser ragenden Holzkonstruktion entland der felsigen Küste. Schnell kam dann ein kleines Lager in Sicht mit verschiedenen Conatiner-artigen Gebäuden.
Auf der Insel Guano wird abgesammelt. Alle zehn Jahre wird der angereicherte Kot der Vögel geerntet und verkauft. Vor vielen Jahren sollen die Einnahmen aus dem Guano Export-Geschäft sogar nahezu ausschließlich das Land finanziert haben. Überdies sind regelmäßig Naturschützer oder Forscher auf und um die Insel atkiv.

Black Shearwater Ballestas Islands

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Nach der hauptsächlich in französisch gehaltenen Bootstour fuhren wir weiter nach Huacachina. Direkt westlich von Ica, zwischen den größten Dünen des Landes versteckt sich ein kleines idyllisches Plätzchen mit rund 100 Einwohnern. Sie ist die einzige Oase von ganz Amerika. Neben vielen tausenden Besuchern im Jahr kann man hier Dünenbuggie fahren oder Sandboarden. Dafür blieb während unserer Tour aber keine Zeit. Das betreten des Sandes ist ohne extra Ticket übrigens nicht erlaubt.

Ein lang gehegter Wunsch meinerseits, war irgendwann die Nasca Linien zu sehen. Während der Schulzeit hatte ich mich lange mit den Urvölkern in Südamerika beschäftigt. So erreichten wir dann den Flughafen in Pisco als Ausgangspunkt für einen kleinen Rundflug.
Was ich bisher nicht wusste, dass für kleine Maschinen die Passagiere mit samt Gepäck gewogen werden um das Flugzeug auszutarieren. Und während man die Tickets kauft oder auf den Abflug wartet, bietet sich einem ein nahezu völlig leerer Flughafen. Außer dem Scenic Flight mit entsprechendem Anbieter und Personal, ist dort niemand ansässig. Die Parkplätze und Eingangshallen sind leer. Die Wartebereiche sind leer. Auf dem Rollfeld stehen zwei kleine Maschinen, mehr nicht. Wenn man als Tourist das erste Mal dorthin fährt, könnte man denken der Eintrag bei Google Maps sei veraltet, so verlassen wie der Aitport war. 

Auf jeden Fall ging es dann mit 12 Passagiere und zwei Piloten in die Luft. Pisco liegt wie Lima an der Pazifikküste und war zu dem Zeitpunkt ebenfalls mit einer dicken Wolkenschicht überzogen. Auf dem Weg nach Südosten lichtete sich die Bedeckung langsam und die Anden kamen zum Vorscheing bergiges Hochland, dass die 2000 m Marke überschreitet. Trockene, wüstenartige Bedingungen prägen die weitläufige Landschaft. Nur am Ufer von Flüssen wurd gesiedelt und Ackerbau und Viehzucht wird auch heute dort betrieben. Aus dem Flugzeug ist die fortgeschrittene Zivilisation nicht in Sicht. Alles wirkt wie aus einer längst vergangenen Zeit.

Bis wir an den Aqueductos de Cantayoc in Nasca angekommen waren, war alles entspannt. Und dann beginnt das 90 Grad Rollen für einen besseren Blick auf die Stadt. Meine Guides hatten mich schon vorgewarnt, dass der Flug wie Achterbahnfahren sein würde. Eine erste Drehung war auch nicht weiter wild. Aber dann kamen die Nasca Linien und das Flugzeug kippte nach links, flog einen engen Kreis, kippte nach rechts, flog wieder einen Kreis und das 19-mal, also ungefähr 20 bis 30 Minuten lang. Der signifikante Unterschied zur Achterbahn, man sieht im Flugzeug nicht was kommt und die Fahrt im Freizeitpark ist nach wenigen Minuten wieder vorbei. Ich musste recht frühzeitig meine Kamera aus der Hand legen, um mich darauf zu konzentrieren mich nicht zu übergeben. Zu dem Zeitpunkt konnte sich schon der erste Passagier nicht mehr zurückhalten.
So eine halbe Stunde kann echt verdammt lang sein, wenn abrupte Beschleunigungen in alle Richtungen auftreten und der Körper von Hitzewellen in einen laufenden feuchten Waschlappen verwandelt wird. Anders gesagt, ich hab die Linien jetzt gesehen. Trotz der Tortur verlieren die Figuren nicht an Rätselhaftigkeit. Großen Respekt habe ich vor den Menschen, die vor so langer Zeit in solch einer Präzision irgendwo im Niemandsland diese Linien geschaffen haben.


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