7. Tag: Highland Titles und Lower Falls Glen Nevis
Ein Grund für die Reise nach Schottland war, die eigenen Ländereien zu besuchen. Eigene Ländereien? Richtig gelesen. Meine Eltern dürfen sich zum Beispiel Laird und Lady von Glencoe nennen, weil sie jeweils ein kleines Grundstück in Schottland besitzen. Dies sind natürlich nur symbolisch gemeinte Titel ohne wirklichen Rechtsanspruch auf Regentschaft. Und auch die Grundstücke sind zu klein um irgendeinen wirtschaftlichen Nutzen daraus zu ziehen. Aber darum geht es auch nicht. Mit dem Kauf eines Grundstücks des Highland Titles Nature Reserves sichert man ein Stückchen Natur für die Wiederherstellung und Renaturierung. Das Renaturierungsprogramm sieht vor, nicht heimische Baumarten und Monokulturen durch natürlich vorkommende Arten zu ersetzen und die Biodiversität wieder zu fördern. Sinn der Aktion ist es, das Land vor privaten und gewerblichen Unternehmen, die es als Bauland nutzen wollen, zu schützen. Denn wenn jemand Flächen als Bau-, Vieh- oder Ackerland verwenden wollen würde, müsste derjenige die Erlaubnis aller Grundstücksbesitzer einholen oder die Flächen abkaufen. Was allein durch die Anzahl der einzelnen Grundstücksbesitzer einen riesen Aufwand bedeuten würde. Abgesehen von dem nachhaltigen Gedanken, die Natur zu bewahren, trifft es den Humor vieler Leute sich Laird oder Lady nennen zu dürfen und kann ebenso Ausdruck der eigenen Verbundenheit zu Schottland als Land sein.
Das Highland Titles Nature Reserve in der Nähe von Duror hat ein Visitor Centre und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Wir folgten zunächst der A828 entlang des Loch Linnhe Richtung Oban. Versteckt zwischen Bäumen führt eine schmale Straße zum Highland Titles Visitor Centre. Die Einfahrt hatten wir zunächst verpasst, weil sie doch recht unscheinbar war.
Als Landbesitzer kann man sein eigenes Fleckchen Erde direkt besuchen und eine kostenlose Führung mitmachen (die gabs beim Kauf des Titels dazu). Mittels einer App sollte man seine Koordinaten eingeben und selbst zum Ort navigieren können. Doch funktionierte die App bei uns nicht so gut, wie sie sollte, was auch am fehlenden Handy-Netz gelegen haben könnte. Doch alles kein Problem, die Ranger dort sind super freundlich. Wer also ein Grundstück erworben, aberseine Anmeldedaten vergessen hat (oder die App nicht funktioniert), der kann auch vor Ort einen Ausdruck mit den Koordinaten bekommen. Mit unserem eigenen GPS-Gerät und dem Ausdruck in der Hand machten wir uns also auf die Suche nach unseren Grundstücken. Wir fanden diese nahe des angelegten Rundwegs. Dieser Teil des Waldes soll allerdings mittelfristig abgeholzt werden, da dort hauptsächlich nicht-heimische Sitka-Kiefern in Reihe wuchsen und diese durch heimische Arten wiederaufgeforstet werden sollen.
Wir drehten eine Runde um den See, beobachteten die Zwergtaucher und hielten Ausschau nach Wildkatzen in den Waldbereichen. Leider ohne Sichtungserfolg.
Bemerkenswert ist auch die Einrichtung eines Igelkrankenhauses als Rehabilitationszentrum für verletzte Igel.
Wieder am Visitor Centre angekommen, unterhielten wir uns mit einem dortigen Ranger, der uns einiges von der Tierwelt im Reservat und auch Sehenswertes darüber hinaus erzählte. Er zeigte uns Aufnahmen der Wildkatzen per Wildtier-Kamera und berichtete von laufenden und zukünftigen Programmen im Reservat. Er gab uns außerdem noch den Tipp für einige Burgen und die Glen Nevis Wasserfälle in der Nähe von Fort William.Ihm zeigten wir auch die unbekannte Vogelart auf den Fotos, die wir am Tag zuvor auf dem Loch Lochan entdeckt hatten. Er konnte uns leider auch nicht sagen, um welche Art es sich handelt. Aber er meinte, wir sollten die Fotos an die Mail-Adresse von den Highland Titles schicken und dass die Fachleute sich das nochmal anschauen würden.
Zum Abschluss des Tages machten wir auf dem Rückweg nach Fort William dann tatsächlich noch Halt an den Glen Nevis Wasserfällen, den Lower Falls. Der Parkplatz „Lower Falls Car Park“ scheint recht neu zu sein und hat sogar eine eigene Bushaltestelle. Zu Fuß ging es dann ein Stück die Straße weiter bis zu einer Brücke, die über das Water of Nevis führte. Zwischen den einzelnen kleineren Wasserfällen beobachteten wir eine Gebirgsstelze, die immer wieder auf sich aufmerksam machte und von Stein zu Stein hüpfte. Als es dann allerdings zu regnen begann, mussten wir schnell wieder unser Foto-Equipment einpacken und unseren Aufenthalt dort abbrechen.
Zufrieden vom Tag freuten sich die Lairds and Ladys auf eine warme Tasse Tee in unserer Unterkunft. Schließlich war dies auch der letzte Abend hier. Die Taschen mussten noch gepackt werden. Am nächsten Tag war Abreise Richtung Inverness.
Glen Nevis Waterfall auf der rechten Seite durch die Felslücke zu sehen und Verlauf Strom abwärts