8. Tag: Überfahrt nach Inverness

Trübes Wetter ohne Regen begrüßte uns am Morgen des achten Tages. Wir luden die letzten Sachen ins Auto und brachten die Wohnung noch in Schuss bevor wir nach dem Frühstück gegen 9:30 Uhr aufbrachen. Doch sollte es nicht direkt Richtung Inverness gehen, sondern zunächst Richtung Hafen im Ort. Dort stellten wir das voll beladene Auto auf dem Parkplatz in direkter Nähe zum Bahnhof Corpach ab um zu Fuß weiter zum Schiffswrack in Caol zu laufen.

Mein Vater und ich wollten ein paar Tag-Aufnahmen von dem alten Kutter machen. Für die Aufnahmen nutzte ich sowohl ND Filter, um die unterschiedlichen Helligkeiten zwischen Himmel, Wasser und dem Objekt auszugleichen, als auch lange Belichtungszeiten, um die Bewegung der Wolken darzustellen. Dadurch, dass die Anfertigung der Bilder so viel Zeit beansprucht, bemerkte ich wieder einmal, wie schnell eine Stunde beim Fotografieren eigentlich vergeht.

Währenddessen erkundeten meine Freundin und meine Mutter die Neptune‘s Staircase, die längste Schleusenanlage Schottlands bzw. Großbritanniens. Neptune’s Staircase ist die volkstümliche Bezeichnung dieser Schleusenanlage im Kaledonischen Kanal. Die im 19. Jahrhundert gebaute Anlage ist eine Koppelschleuse, die aus acht Schleusenkammern besteht. Eine Schleusung dauert ca. 90 Minuten.

Auf dem Weg entlang des Kanals vom Strand zur Schleuse kreuzt man die Bahnstrecke am Bahnhof Banavie. Zu bestimmten Zeiten fährt der „Hogwarts Express“ diese Strecke entlang. Durch Zufall waren meine Mutter und meine Freundin zur richtigen Zeit am richtigen Ort um den Jacobite Train bei seiner Durchfahrt direkt am Bahnübergang von Dichtem zu bestaunen wie er hupend graue Rauchwolken in die Luft stieß.

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg Richtung Inverness. Unsere Route führte uns über Invergarry und Invermoriston. In Invergarry legten wir unseren ersten Stopp ein. Die Burgruine Invergarry Castle am Loch Oich war Sitz der Oberhäupter vom Clan MacDonell of Glengarry, einem Zweig des Clan MacDonald. Die Ruine ist  trotz Restaurierungs- und Stabilisierungsmaßnahmen aus Sicherheitsgründen eingezäunt. Im Inneren stützen Balken die Mauern. Viel zu sehen gibt es dort leider nicht und das Betreten ist ebenfalls nicht möglich. Bei der Erkundung der Umgebung stießen wir am Fuße der Burg im Loch Oich erneut auf ein Schiffswrack. Diesmal im Wasser, auf einer Seite umschlossen von Bäumen. Natürlich nutzte ich die Verschnaufpause für ein paar Bilder. Während ich wartete, leistete mir eine Gebirgsstelze Gesellschaft.

Unsere Weiterfahrt führte uns durch den Ort Invermoriston. Wir machten Halt auf einem Parkplatz direkt an der Hauptstraße, dem Invermoriston Falls Car Park. Nicht weit entfernt befindet sich eine steinerne Brücke, die den Fluss Moriston überquert und mich an die Architektur in der Stadt Mostar in Bosnien-Herzegowina erinnerte, obwohl Form und Setting doch ein deutlich anderes ist. Die Old Invermoriston Bridge ist interessanterweise im Privatbesitz und trotzdem öffentlich zugänglich – unter eigenem Risiko. Die Brücke wurde 1813 von Thomas Telford als Teil seines allgemeinen Plans gebaut, die Highlands untereinander besser zu verbinden. Der Mangel an Brücken war damals einer der Hauptgründe für das schwache Straßenverkehrssystem zu der Zeit. Von der Querung hat man einen guten Blick auf die neue Invermoriston Bridge, die wir zuvor mit dem Auto überquert haben. Von dort ließen sich einige perspektivische Spielereien fotografieren. Im Strom des Flusses konnten wir eine Wasseramsel zwischen den Steinen und Stromschnellen beobachten.

Auf der anderen Seite der Hauptstraße führt ein Pfad in ein Waldgebiet zu einem Summer House, das große Ähnlichkeit mit Hagrids Hütte besaß. Von dort aus lässt sich die Invermoriston Bridge mit Stromschnellen gut fotografieren  und der Ausblick genießen.

Nach unserem kleinen Spaziergang wurde der Hunger größer, sodass wir unser Mittags-Picknick an einem der Camping-Essbereiche auf dem Parkplatz machten. Zudem nutzten wir die Pause dazu unsere schon vorbereiteten und beschriebenen Postkarten abzuschicken. Gegenüber vom Parkplatz gab es eine typisch rote Letter Box. Gleich daneben hatte ein kleiner Laden geöffnet, in dem wir kurz nach Kleinigkeiten stöberten. Wir fragten den Inhaber des Ladens nach dem Steinkreis, der sich in direkter Nähe zum Parkplatz befand. Ein Schild wies darauf hin, dass der Zutritt verboten wär. Der Laden-Inhaber bestätigte dies. Der Steinkreis sei in Privatbesitz und für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich, was er sehr bedauerte. Er gab uns den Tipp auf dem angrenzenden Friedhof vorbei zu schauen. Von dort aus hätte man zumindest einen freien Blick auf die Steine.

Wir packten im Anschluss unsere Sieben Sachen zusammen und fuhren weiter die A82 auf der Westseite des Loch Ness entlang Richtung Inverness.

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