2. Tag: Von Edinburgh nach Fort William

Nach einer ziemlich erholsamen Nacht für mich und einer mittelmäßigen Nacht für meine Familie starteten wir den Tag mit einem ausgiebigem Frühstück.

In unserem Hotel war die Auswahl leider nicht sehr groß. Viel Süßes und Blätterteig-lastiges, ein bisschen Wurst, keine Eier und auch keine Brötchen-Auswahl. Wir haben uns daher mit Croissants und Toast plus Butter und Marmelade aufgeladen. Mein persönliches Highlight war der Fließband-Toaster von Buffalo. Ich glaube, man kann kaum ineffizienter toasten bzw. effizienter Energie verschwenden =D.

Zum Glück ging das Packen sehr schnell, da wir nur eine Nacht gebucht hatten. Mit einem Mietauto von Arnold Clark Car & Van Rental wollten wir uns auf den Weg nach Fort William machen. Geplant waren zwei Stops auf dem Weg: Linlithgow und die Kelpies in Falkirk.

Wir fuhren mit der Tram vom Gyre Center Richtung Inglisten Park and Ride. Soweit so einfach. Doch wir mussten feststellen, dass es keine übersichtliche Ausschilderung gab, um zu Fuß zu unserer Autovermietung zu kommen. Google Maps war absolut keine Hilfe, genauso wenig wie das Personal vom Park & Ride, das sich ebenfalls Google Maps bediente. Also folgten wir zunächst der Straße ohne Gehweg. Erst entlang der Hauptstraße brachte uns ein Bürgersteig dem Ziel näher. Doch auch Arnold Clark hat keinen fußgängerfreundlichen Zugang, daher blieb uns wieder nur die Autoeinfahrt.

Die Anmeldung begann relativ reibungslos. Bis mein Reisepass fällig wurde! Plötzlich die Frage: Wo ist das Ding abgeblieben? Ich durchwühlte den Koffer und nahm ihn auseinander… keine Spur vom Reisepass. Schließlich fand ich ihn versteckt in meinem Rucksack. Die Service Mitarbeiterin konnte sich einen humorvollen Kommentar dazu nicht verkneifen. An ihrer Stelle hätte ich mich aber auch darüber amüsiert. Das scheint wohl öfter zu passieren.

Eigentlich hatten wir einen Opel Insignia mit manueller Schaltung reserviert, bekamen stattdessen einen Audi A4 mit Automatik. Für das Fahren in einem fremden Land und den Einstieg in den Linksverkehr ist Automatik prinzipiell nicht schlecht. Wer das aber nicht mag, der wird bei Arnold Clark kein Auto mit manueller Schaltung finden. Überraschenderweise mussten wir feststellen, dass vier Personen mit vier Aufgabegepäckstücken und vier Rucksäcken (Handgepäck) nur mit Pressen in den Kombi reinpassen. Mehr hätte es nicht sein dürfen!

Das Tetris-Spiel war geschafft, nun ging es weiter mit Mario Card. Gewöhnt an den Rechtsverkehr saß ich nun zum ersten Mal in einem an Linksverkehr angepassten Auto. Als Fahrer sitzt man darin auf der rechten Seite. Diese Sitzposition fühlte sich für mich deutlich angenehmer und natürlicher an.

 

Die gedankliche Umstellung welche Hand zum Schalten, Blinken und Steuern zu nutzen ist, ging erstaunlich schnell und einfach.. Wichtig ist, sich vor dem Start mit dem Auto vertraut zu machen und sich bewusst zu machen, wo welche Knöpfe, Hebel und Schalter sind und sich dann auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Zur Übung drehten wir auch erst mal zwei Runden auf dem Gelände des Auto-Vermieters.. Unter den belustigten Augen eines wartenden Mitarbeiters testeten wir die Funktionen des Audis und übten gleich nochmal das Einparken. Der Mitarbeiter winkte uns schließlich amüsiert Richtung Ausfahrt. Wie oft am Tag die Mitarbeitenden sowas wohl sehen – rechtsfahrende Festland-Europäer in einem linksfahrenden Insel-Auto!?

Prompt waren wir mitten im örtlichen Auto-Verkehr und das Abenteuer auf der Straße ging los. Erste Hürde: ein Verkehrs-Kreisel. Meiner Meinung nach sind die Kreisel und Ausfahrten in England deutlich verwirrender und schlechter beschildert als in Deutschland und deutlich mehr Informationen sind auf der Fahrbahn aufgebracht.

Als wir endlich auf die Autobahn auffuhren, ging ein Aufatmen durchs Auto. Jetzt konnte es nur noch entspannter werden. Ich schlängelte den Wagen geschmeidig über den Motorway, doch nicht allzu lange. Unser erstes Ziel erreichten wir bereits nach ca. 20 min Fahrzeit: Linlithgow.

Linlithgow ist eine Stadt westlich von Edinburgh und Geburtsort von Maria Stuart, bekannt als Maria I. Königin von Schottland (1542-1567). Eine schöne kleine Stadt kurz hinter Edinburgh, mit recht engen Straßen, den typischen kleinen grau-braunen Gebäuden im britischen Stil und einem alten Schloss, Linlithgow Palace. Einen Parkplatz zu finden ist nicht unbedingt schwer. An einigen Stellen sind diese auch kostenlos (zum Beispiel am Friedhof Richtung Westen raus).
Aktuell ist Linlithgow Palace leider umzäunt von Bauzäunen für Restaurierungsarbeiten.

Nichtsdestotrotz ist die zugehörige St. Michael Church begehbar und und auch die Außenanlagen sind frei zugänglich. Eine sehr schöne Kirche nebenbei gesagt und weder zu pompös noch zu schlicht, mit einem Turm dessen Spitze an die Krone von Sauron erinnert. Die Ruine war eher mäßig besucht.

Linlithgow Palace und die St.-Michael Church liegen an einem See, Linlithgow Loch. Durch die geringe Besucherzahl und die idyllische Lage lohnt sich ein Abstecher auf jeden Fall.

Nach einem kurzen Mittagessen im Linlithgow Burghall Cafe ging es dann weiter nach Falkirk. Schon von der Autobahn aus kann man zwei riesige Pferdeköpfe aus Metallplatten sehen, die Kelpies. Die Pferde sind in Interaktion umgesetzt worden. Eines der Pferde erhebt seitlich den Kopf, während das andere den Kopf senkt. Eine typische Szene, wenn man Kutschen oft beobachtet während die Vierbeiner sich schütteln. Das umliegende Areal ist sehr weitläufig und außerhalb des Stadtgebiets. Man kann sich hier ohne Weiteres  zwei bis drei Stunden aufhalten.

Als Kelpies werden Wassergeister bezeichnet, die unter anderem in Gestalt verwahrloster Pferde erscheinen. Diese kann man der Sage nach an der schottischen Küste und auch in den Lochs im Innenland beobachten. Die vermeintlichen Helfer geben vor, Wanderer über das Wasser zu führen. Doch sobald man aufsattelt, ziehen sie den Wanderer in die Tiefe und verschlingen ihn. Nur wer einen Schleier über den Kopf der Kelpies wirft, kann deren Dienst unbeschadet in Anspruch nehmen.

Unsere weitere Fahrt führte uns Schließlich über die Region Loch Lomand und die Highlands zu unserem angestrebten Ziel nach Fort William. Die Straßen schlängelten sich sehr stark am Fuße der Berge entlang. Sie sind extrem uneben und haben teils starke Kurven. Biegungen werden oft mit Richtungstafel markiert, die je nach Anzahl der Pfeile zeigen, wie stark die Kurven ausgeprägt sind. Hinzu kommen oft rote Schilder, die nochmals auf die Stärke der Krümmung hinweisen. Man bekommt schnell ein Gefühl für Geschwindigkeit und Straßenführung. Man muss jedoch sehr konzentriert fahren, da die Straßen insgesamt deutlich schmaler sind, als in Deutschland.

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